Umweltschonende Druckproduktion

Die umweltfreundliche Druckproduktion ist längst Gegenstand der Normung. 

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Normung bringt generell ökologische Vorteile

Normen wirken sich selbst dann positiv auf die Umwelt aus, wenn sie nicht explizit Aspekte des Umweltschutzes regeln: Standardisierung verschlankt Prozesse, senkt die Fehlerquote und reduziert so den Ressourcenverbrauch. Beispielsweise berichten viele Druckereien, dass sie durch die Ausrichtung ihrer Produktion an den Vorgaben der ISO 12647 ihren Materialverbrauch deutlich senken konnten, weil weniger Makulatur anfällt und kaum noch Druckplatten aufgrund von Fehlern neu ausgegeben werden müssen. Ökonomische Vorteile und ökologischer Nutzen hängen hier eng zusammen. 

  • Reduzieren von Treibhausgas-Emissionen

    Reduzieren von Treibhausgas-Emissionen

    Die Norm ISO 16759 Drucktechnik – Quantifizierung und Kommunikation zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Druckprodukten setzt für die Druckindustrie die branchenübergreifende Norm ISO 14067 um. Die Vorgaben basieren u. a. auf dem CO2-Rechner des bvdm. Inzwischen wurde mit ISO 20294 ein vergleichbarer Standard für elektronische Medien verabschiedet, dessen Berechnungsmodell die äußerst komplexen Bedingungen allerdings unzureichend widerspiegelt.

  • Energieeffizienz

    Energieeffizienz

    Ein niedriger Stromverbrauch senkt Energiekosten und schont Ressourcen. Um den Stromverbrauch einer Druckmaschine zu bewerten, genügt es nicht, allein die Anschlussleistung zu betrachten. Eine fundierte Energieeffizienzanalyse muss die tatsächliche Nutzung der Maschine einbeziehen.

    Dies war die Motivation für ISO 20690 Drucktechnik – Bestimmung der Leistungsaufnahme von Digitaldruckgeräten im Betriebszustand und  ISO 21632 Drucktechnik – Bestimmung des Energieverbrauchs von Digitaldruckmaschinen einschließlich Übergangs- und verwandter Betriebszustände

    Während ISO 20690 auf den Energieverbrauch von Digitaldrucksystemen beim Druck hoher Auflagen abstellt (z. B. Transaktions- oder Bücherdruck), ist ISO 21632 für digitale Ausgabegeräte gedacht, die eher zum Druck kleiner Auflagen und mit häufigen Produktionsunterbrechungen verwendet werden. Dort spielt die Übergangsenergie einschließlich der zwischen verschiedenen Betriebszuständen auftretenden Spitzenlasten eine große Rolle für den Gesamtenergiebedarf.

    Eine vergleichbare Spezifikation zur Ermittlung der Leistungsaufnahme von Bogenoffsetdruckmaschinen ist als VDMA-Einheitsblatt 8873-1 beim Beuth-Verlag erhältlich.

  • Papierrecycling

    Papierrecycling

    Die Recyclingquote für grafische Papiere in Deutschland liegt aktuell bei über 83 %. Um aus Papierabfällen Faserstoff für Druck- und Verpackungspapiere zu gewinnen, muss unter anderem die Druckfarbe aus dem Altpapier entfernt werden (Deinking). Mit der Technischen Spezifikation  ISO/TS 21331  Drucktechnik und deinkter Faserstoff – Leitfaden zur Bewertung der Deinkbarkeit von Druckerzeugnissen aus Papier verfolgte eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von ISO/TC 130 „Drucktechnik“ und ISO/TC 6 „Papier, Karton und Faserstoffe“ ursprünglich das Ziel, eine Anleitung zur Auswahl von Druckverfahren, Druckfarben und Bedruckstoffen nach ihrer Deinkbarkeit zu geben. Dies scheiterte jedoch daran, dass viele Zusammenhänge zwischen (vermuteten) Einflussparametern und Deinking-Ergebnis noch unbekannt sind. So enthält die Technische Spezifikation lediglich einige Hinweise für die Produktionsplanung, teilweise Binsenweisheiten, die in der Praxis kaum helfen. Sie beschreibt außerdem Deinking-Prozesse, nennt Qualitätsmerkmale deinkter Faserstoffe und die damit erzielbaren Recyclingpapier-Qualitäten.

    Die von der Papierindustrie in Europa meistgenutzte Labortestmethode zur Bewertung der Altpapier-Deinkbarkeit, die INGEDE-Methode 11, beschreibt die 2020 erstmals erschienene ISO 21993 Papier und Faserstoff – Deinkbarkeitstest für Druckerzeugnisse aus Papier.

  • Umweltlabel für Druckprodukte

    Umweltlabel für Druckprodukte

    Inzwischen gibt es im ISO/TC 130 „Drucktechnik“ auch Bestrebungen, ein Umweltlabel für Druckprodukte zu normen. Die geplante Normenreihe ISO 22067  Drucktechnik – Kriterien und Parameter der Umweltbilanz für Druckerzeugnisse soll in mehreren Teilen Umweltschutz-Kriterien für die Herstellung verschiedener Druckproduktgruppen festlegen. Neben zahlreichen anderen Mitgliedern des Normenausschusses steht auch der bvdm diesem Vorhaben distanziert gegenüber, da weltweit bereits eine große Zahl von Umweltlabels für Druckprodukte existiert (in Deutschland beispielsweise das bvdm-Siegel „klimaneutral gedruckt“ oder das Umweltzeichen „Blauer Engel“, beide auch international anerkannt). Es ist nicht zu erwarten, dass mit der neuen Norm etablierte Labels abgelöst werden. Vielmehr besteht die Gefahr, dass eine Label-Inflation letztlich zur Entwertung bewährter Umweltschutz-Siegel führt. 

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Harry Belz
Referent Technik + Innovation