Datenerzeugung und Datenaustausch

Das in der Normenreihe ISO 15930 beschriebene PDF/X-Format ist der Schlüssel für den komplikationslosen Druckdatenaustausch.

PDF 2.0 und PDF/X-6 (Whitepaper)

  • PDF für den Dokumentenaustausch

    Im Jahr 2008 übernahm ISO/TC 171 „Dokumentenmanagement-Anwendungen“ die Weiterentwicklung des von Adobe geschaffenen und zum Industriestandard avancierten Dateiformates PDF. Seither sind die PDF-Spezifikationen in ISO 32000 – Dokumentenmanagement – Portable Document Format (PDF) genormt. Teil 1 beinhaltet die Spezifikationen für PDF 1.7. Im Jahr 2017 erschien erstmals der fast 1000 Seiten umfassende Teil 2 der Norm, der das Dateiformat PDF 2.0 beschreibt. Das weiterentwickelte Format enthält unter anderem Elemente aus den PDF-Konventionen PDF/X (Druckvorstufe), PDF/VT (variable Daten) und PDF/A (Archivierung), die nicht Bestandteil der PDF-1.7-Spezifikationen waren. 

    Weitere für die Druckproduktion wichtige Features, wie etwa die spektrale Beschreibung von Sonderfarben oder seitenbezogene Output Intents, wurden ergänzt. Sie fließen wiederum in die ebenfalls weiterentwickelten PDF/X-Spezifikationen ein (PDF/X-6). PDF 2.0 bietet außerdem neue Features für die Barrierefreiheit (Tagged PDF) sowie zum Darstellen von Audio-, Video- und 3D-Inhalten innerhalb von PDF-Dokumenten. Eine Fülle von Informationen rund um PDF und die davon abgeleiteten Datenaustauschformate bietet die Webseite der PDF Association.

  • Austausch von Druckdaten mit PDF/X

    Im Gegensatz zu den grundlegenden PDF-Formatspezifikationen werden die darauf basierenden PDF/X-Konventionen für den Druckdatenaustausch in dem für Drucktechnik zuständigen ISO/TC 130 festgelegt. Das X in PDF/X steht für „blind eXchange“ und bedeutet „blinder/verlässlicher Datenaustausch“. Inzwischen sind in der Normenreihe 

    ISO 15930
    Drucktechnik – Digitaler Datenaustausch in der Vorstufe – Anwendung von PDF 

    zahlreiche PDF/X-Konventionen spezifiziert. Praktische Bedeutung haben bis heute die folgenden Normteile erlangt: 

    • Teil 4: Vollständiger Austausch von CMYK- und Sonderfarben-Daten mit PDF 1.4 (PDF/X-1 und /X-1a)
    • Teil 6: Vollständiger Austausch von Druckdaten in Farbmanagement-Workflows mit PDF 1.4 (PDF/X-3)
    • Teil 7: Vollständiger Austausch von Druckdaten (PDF/X-4) und unvollständiger Austausch von Druckdaten mit externer Profilreferenz (PDF/X-4p) mit PDF 1.6
    • Teil 8: Unvollständiger Austausch von Druckdaten mit PDF 1.6 (PDF/X-5)

    Das hierzulande kaum bekannte PDF/X-5 erlaubt neben RGB, CMYK und Sonderfarben auch mehrkanalige Farbräume, beispielsweise für den Siebenfarben-Druck. Auch können PDF/X-5-Dateien nicht nur Referenzen auf nicht in die Datei eingebettete ICC-Profile enthalten, sondern sogar auf externe Bild- und Grafikinhalte verweisen. Letzteres wurde von den Druckereien aber praktisch nie genutzt. 

    Konsequenterweise verzichtet das in 

    • Teil 9: Vollständiger Austausch von Druckdaten (PDF/X-6) und unvollständiger Austausch von Druckdaten mit externer Profilreferenz (PDF/X-6p und PDF/X-6n) mit PDF 2.0

    als Nachfolgestandard für PDF/X-4 und PDF/X-5 beschriebene PDF/X-6-Format auf das Referenzieren externer Bild- und Grafikinhalte. Dafür nutzt PDF/X-6 verschiedene neue Features, die PDF 2.0 für die Druckproduktion mitbringt. PDF/X-6 ist außerdem die Voraussetzung dafür, dass auch PDF/VT und PDF/VCR künftig auf PDF 2.0 aufsetzen können.

    Daneben pflegt die Ghent Workgroup die etwas restriktiveren PDF/X-Plus-Standardeinstellungen GWG 1v4 (PDF/X-1a) und GWG2015 (PDF/X-4 CMYK und CMYK+RGB) für verschiedene Preflight-Anwendungen und hat dazu die umfangreiche Broschüre „PDF/X Workflow“ veröffentlicht.

    Die Ghent Workgroup war auch Initiator der 2018 erschienenen

    ISO 19593-1
    Drucktechnik – Verwendung von PDF zur Verbindung von Prozessschritten und Inhaltsdaten – Teil 1: Prozessschritte für Verpackungen und Etiketten

    Die Norm legt fest, wie in einer PDF/X-4-Druckdatei Prozessdaten für typische Verarbeitungsschritte der Faltschachtel- oder Etikettenproduktion standardisiert abgespeichert werden können. Sie ist aber auch für andere Druckprodukte anwendbar. Zu den Verarbeitungsprozessen zählen (partielle) Lackierungen und Deckweiß-Vordrucke, Stanzen, Rillen, Perforieren und Falzen, Kleben sowie Folien- und Blindprägungen (u.a. Brailleschrift). 

    Bisher wurden die entsprechenden Maß- und Positionsdaten im PDF-Dokument einfach als „technische Sonderfarben“ angelegt. Die fehlende Standardisierung stand der Automatisierung aber im Wege. ISO 19593-1 verwendet standardisiert strukturierte Metadaten, um die betreffenden Ebenen zu beschreiben. Damit werden z. B. beim Bebildern der Druckplatten automatisch die nicht benötigte Ebenen ausgeblendet, während sie sich zur Freigabe anzeigen und proofen lassen oder für den Werkzeugbau ausgelesen werden können.

    Die Ghent Workgroup bietet zu diesem Standard Anwendungsbeispiele und ein Videotutorial an.

  • Austausch variabler Daten für den Digitaldruck

    Variable Daten für den Digitaldruck werden heute häufig noch in proprietären Dateiformaten aufbereitet und weitergegeben. In hoch automatisierten Arbeitsabläufen ist es allerdings sinnvoll, variable Inhalte (Text, Grafik, Bilder) der zu druckenden Dokumente in einer Weise bereit zu stellen, die mit der PDF/X-Spezifikation für die statischen Inhalte kompatibel ist. 

    Diese Aufgabe übernimmt PDF/VT, genormt in

    ISO 16612
    Drucktechnik – Austausch variabler Druckdaten

    VT steht für „variable data and transactional printing“. Die Normenreihe besteht aus drei Teilen, wovon sich der erste allerdings dem nicht mehr ganz taufrischen PPML-Format widmet.

    • Teil 2: Verwendung von PDF/X-4 und PDF/X-5 (PDF/VT-1 und PDF/VT-2)
    • Teil 3: Verwendung von PDF/X-6 (PDF/VT-3)

    Um anstelle nativer Layoutformate auch PDF/X-basierte Dokumentenvorlagen (Templates) mit flexiblen Inhalten verarbeiten zu können, wurde 

    ISO 16613
    Drucktechnik – Austausch variabler Inhalte (PDF/VCR)

    entwickelt. Im Gegensatz, zu PDF/VT, bei dem statische und variable Daten bereits kombiniert sind, erfordert PDF/VCR keine Speicherung der variablen Daten, sondern diese können beim Druck in Echtzeit mit der Vorlage zusammengeführt werden.

    Von der geplanten Normenreihe ist aktuell

    • Teil 1: Verwendung von PDF/X zum Austausch variabler Inhalte (PDF/VCR-1)

    verfügbar, der den Austausch des variablen Inhalts (VCR = Variable Content Replacement) in PDF/X-4-Vorlagendateien regelt. Ein ursprünglich geplanter zweiter Normteil für PDF/VCR-2, das auf PDF/X-6 basieren sollte, wird mangels Nachfrage zunächst nicht realisiert.

  • Austausch von Metadaten

    Während des gesamten Prozesses von der Auftragsannahme bis zur Abrechnung müssen immer wieder Auftrags-, Qualitäts- und anderen Metadaten ausgetauscht werden. Shop-Systeme und MIS sind dabei die zentralen Schnittstellen. Einem Ausschnitt aus diesem Workflow-Szenario widmet sich die von den USA initiierte 

    ISO 20616
    Drucktechnik – Dateiformat für den Austausch von Qualitäts- und Metadaten 

    mit den XML-basierten Subformaten 

    • Teil 1: Print Requirements eXchange (PRX)
    • Teil 2: Print Quality eXchange (PQX) 

    Obwohl erst jüngst veröffentlicht, ist der Standard im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung der Druckindustrie schon veraltet, denn er verkörpert eine Insellösung allein für den Qualitätsdatenaustausch. Metadaten, die zur Workflow-Organisation benötigt werden, bleiben jedoch ausgespart.

    Mit den CIP4-Spezifikationen für das Exchange Job Definition Format (XJDF), das eine Weiterentwicklung von JDF darstellt, existiert bereits ein moderner und wesentlich leistungsfähigerer Industriestandard für den Austausch von Metadaten. Daher referenzieren mehrere andere vom ISO/TC 130 „Drucktechnik“ verantwortete Normen nicht auf PRX/PQX, sondern auf XJDF. So wurde in

    ISO 21812-1
    Drucktechnik – Allgemeine Metadaten für PDF-Dokumente – Architektur und Basisanforderungen für Metadaten 

    XJDF als Metadatenformat für PDF-2.0-Dateien gewählt. Wird ein XJDF-Jobticket in ein zu druckendes PDF-Dokument eingebettet, ist das PDF in der Lage, auf seinem Weg durch einen XJDF-kompatiblen Workflow diesen zu steuern. Davon profitieren die auf PDF 2.0 basierenden Standards PDF/X-6 und PDF/VT-3.

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Harry Belz
Referent Technik + Innovation