Zentrale Ergebnisse der aktuellen Branchenumfrage

Die aktuelle Befragung zur wirtschaftlichen Lage der Druck- und Medienwirtschaft fand zwischen dem 12. und 26. September 2022 statt und gab erneut wertvolle Einblicke in die Entwicklung der Branche in den Jahren 2021 und 2022.

Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln die enormen wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekrieges in Verbindung mit den nachwirkenden Effekten der Coronakrise wider. Die Branche ist damit weiterhin starken wirtschaftlichen Belastungen ausgesetzt.

Ansprechpartner
 Maximilian Neumann
Maximilian Neumann
Referent Wirtschaftspolitik

Überwiegend positive Gewinn- und Umsatzentwicklung im Jahr 2021

In dem noch stark von der Coronakrise geprägten Jahr 2021 verzeichneten die befragten Unternehmen der Druck- und Medienindustrie leichte Gewinn- und Umsatzzuwächse. Vor dem Hintergrund der Statistischen Basis des Jahres 2020 ist jedoch zu beachten, dass ein starkes erstes Quartal 2020 einem lockdowngeprägten ersten Quartal 2021 gegenübersteht und so zu Verzerrungen in der Betrachtung führt. Auch wurde die Post-Corona-Erholungsbewegung in der Branche durch Lieferengpässe und Preisanstiege bei den Vorleistungsgütern der Druckindustrie ausgebremst.

Im Jahr 2021 verzeichneten die befragten Unternehmen der Druck- und Medienbranche im Saldo positive Werte von 19 Prozentpunkten. Ein überwiegender Anteil von 53 % der Unternehmen konnte Umsatzzuwächse im Vorjahresvergleich verzeichnen. Jedoch sind die Vergleichswerte vor dem Hintergrund der Coronakrise zu bewerten. Ein Erreichen der Vorcoronawerte ist damit in der Gesamtbetrachtung der Branche nicht zu verzeichnen. Bei einzelnen Teilsegmenten und Betrieben können jedoch positive Abweichungen beobachtet werden.

Die Ergebnisse für die Gewinnentwicklung weisen einen analogen Trend in leicht abgeschwächter Form vor. 46 % der befragten Unternehmen verzeichneten im Jahr 2021 eine positive Gewinnentwicklung. Die saldierten Werte beliefen sich damit auf 3 Prozentpunkte.

Erwartete Umsatzzuwächse treffen im Jahr 2022 auf rückläufige Gewinnerwartungen; kleine Unternehmen sind stärker betroffen

Anfang des Jahres 2022 kämpften die Unternehmen der Druck- und Medienindustrie noch mit den teils erheblichen Nachwirkungen der Coronakrise. Die in deren Folge auftretenden Lieferengpässe und eklatanten Anstiege der Druckpapierpreise sorgten zwar grundsätzlich für eine angespannte Lage in der Branche, anfänglich wurden diese jedoch noch durch eine vergleichsweise gute Auftragslage im ersten Quartal etwas kompensiert. Mit Ausbruch des Ukrainekrieges und dem daraus resultierenden graduellen Durchschlagen der Energiemarktverwerfungen auf die Kostenpositionen der Druck- und Medienunternehmen sowie die Abkühlung der Gesamtkonjunktur trübte sich die Geschäftslage vieler Unternehmen sichtlich ein.

So zeigen die diesjährigen Umfrageergebnisse zwar bei einer überwiegenden Zahl von Unternehmen erwartete Umsatzzuwächse, jedoch sind diese primär im Kontext der Verkaufspreissteigerungen zu betrachten. Dementsprechend weisen die Ergebnisse für das Jahr 2022 überwiegend rückläufige Gewinnerwartungen bei den Unternehmen der Druck- und Medienindustrie vor.

2022 stiegen die Anteile der befragten Unternehmen, die Umsatzanstiege erwarten, auf 61 %, 11 % erwarten Umsatzanstiege von mehr als 20 %. Ein beachtenswerter Anteil von 24 % der Unternehmen erwartet jedoch sinkende Umsatzwerte. Vor dem Hintergrund steigender Verkaufspreise ist dies als besonders kritisch einzustufen.

Die erwartete Gewinnentwicklung war im Saldo mit -24 Prozentpunkten überwiegend rückläufig. So gaben 53 % der befragten Unternehmen an, mit einer rückläufigen Gewinnentwicklung im Jahr 2022 zu rechnen. Lediglich 29 % erwarten eine positive Gewinnentwicklung im Vergleich zum Vorjahr.

Positive Entwicklung im Etikettendruck setzt sich fort

Trotz der anhaltend hohen Belastungen entwickelten sich die Kennzahlen der Etikettendrucker sowohl im Jahr 2021 als auch im Jahr 2022 überwiegend positiv. Im Jahr 2021 deuten die saldierten Werte trotz leicht negativer Erwartungshaltung in der Vorjahresumfrage mit 45 Prozentpunkten deutliche Umsatzsteigerungen an. Zudem wird für das Jahr 2022 ein positiver Saldo von 68 Prozentpunkten erwartet. Diese Umsatzsteigerungen können sowohl 2021 als auch 2022 überwiegend in Gewinnsteigerungen umgesetzt werden.

Im Jahr 2021 sprechen 46 % des Segments Etikettendruck von positiven Gewinnentwicklungen, während der Anteil der Unternehmen mit positiven Gewinnerwartungen im Jahr 2022 mit 50 % der Befragten sogar etwas höher ausfällt. Auch in den Bereichen Investitionen und erwartete Beschäftigungsentwicklung sind für das Jahr 2022 überwiegend positive Werte zu verzeichnen.

Werbedruck leidet unter konjunktureller Eintrübung im Jahr 2022

Das stark von der konjunkturellen Lage und den Werbebudgets der Unternehmen beeinflusste Werbedrucksegment ist in Zeiten konjunktureller Abkühlung und hoher Inflationsraten besonders betroffen. Die enormen Kostenanstiege versetzten die Betriebe damit in eine Situation, in der steigende Verkaufspreise auf niedrigere Budgets treffen und somit zu sinkenden Auftragsvolumina oder Stornierungen führen.

Die Umsatz- und Gewinnerwartungen für das Jahr 2022 liegen daher in dieser Sparte deutlich hinter denen der Gesamtbranche zurück. Während die Umsatzerwartungen von Unternehmen mit der Spezialisierung Werbedruck bzw. Direkt Mailings nur 11 bzw. 4 Prozentpunkte unter dem Branchendurchschnitt lagen, fielen die Gewinnerwartungen der beiden Segmente mit einem Saldo von -44 Prozentpunkten bzw. -50 Prozentpunkten deutlich schlechter aus als der Branchendurchschnitt.

Kostenentwicklung prägend; starke Anstiege in den Jahren 2021 und 2022

Beginnend mit dem Jahr 2021 zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass ein überwiegender Teil der Unternehmen über alle Beschäftigungs- und Umsatzgrößenklassen hinweg Kostenanstiege in sämtlichen abgefragten Kostenkategorien verzeichnete. Obwohl die Erwartungen der letztjährigen Umfrage dies bereits vorweggenommen hatten, fiel die gemessene tatsächliche Entwicklung über alle Kostenkategorien wesentlich stärker aus. Für das Jahr 2022 verstärkte sich die erwartete ansteigende Kostenentwicklung überwiegend weiter. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und unterscheiden sich je nach Kostenposition zum Teil erheblich. Generell können jedoch die steigenden Preise der Energieträger und die damit verbundene Entwicklung der Verbraucher- und Erzeugerpreise als grundlegendender Faktor bei dem Anstieg einer Mehrzahl der Kostenpositionen identifiziert werden.

Verkaufspreise ziehen im Jahr 2022 an; Kostenweitergabe bedingt möglich

Aufgrund der zu verzeichnenden Kostenanstiege zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage, dass eine Mehrzahl von 98 % der befragten Druck- und Medienunternehmen im Jahr 2022 mit steigenden Verkaufspreisen ihrer Hauptprodukte rechnen. Während bei den Unternehmen über alle Beschäftigungs- und Umsatzgrößenklassen hinweg Verkaufspreisanstiege zu erwarten sind, zeichnet sich ab, dass bei der Höhe der Anstiege die Beschäftigungsgrößenstruktur eine Rolle spielt. Größere Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern erwarten tendenziell höhere Verkaufspreiserhöhungen als kleine Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern.

Bei der Frage nach der Weitergabe von Kosten über eine Erhöhung der Verkaufspreise zeigen die Ergebnisse, dass eine Weitergabe der Kostensteigerungen zwar grundsätzlich bei einem überwiegenden Anteil der Unternehmen möglich ist, diese jedoch im Umfang stark variieren können. So gehen 44 % der Unternehmen davon aus, Kosten im Umfang von mehr als 50 % der tatsächlichen Kostenanstiege weitergeben zu können. Andererseits können 16 % der Unternehmen nur bis zu 10 % der tatsächlichen Kosten über eine Erhöhung der Verkaufspreise weitergeben.

Beschäftigungsniveau überwiegend rückläufig

Die zunehmende Verschärfung des wirtschaftlichen Umfelds im Jahr 2022 geht auch an den Beschäftigtenzahlen der Unternehmen nicht spurlos vorbei. So zeigen die Unternehmenserwartungen, dass im Jahr 2022 erneut mit einem Nettopersonalabbau zu rechnen ist. Insgesamt rechnet ein Anteil von 35 % der Unternehmen mit einer Reduktion des Personalbestandes. Der Saldo für 2022 liegt entsprechend mit einem Wert von -17 Prozentpunkten im negativen Bereich. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies jedoch eine leichte Verbesserung dar. In der Vorjahresumfrage erwarteten 37 % der Unternehmen mit einem Saldo von -25 Prozentpunkten eine Reduktion des Personals. Bei den kleineren Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern fällt der Anteil der Unternehmen in Erwartung von Personalabbau mit 31 % noch am geringsten aus. Die am stärksten von Personalrückgang betroffenen Unternehmensbereiche sind die Produktion und die Verwaltung, wo rund 31 % bzw. 22 % aller Unternehmen mit sinkenden Beschäftigtenzahlen rechnen.

Unternehmen planen 2022 mehr Investitionen, Investitionsniveau jedoch weiter vergleichsweise niedrig

Zwar beabsichtigen Unternehmen aller Beschäftigtengrößenklassen per Saldo im Jahr 2022 wieder vermehrt Investitionen zu tätigen. Dennoch geben die meisten Unternehmen an, ihr Investitionsniveau des Vorjahres aufrechtzuerhalten. Angesichts der Tatsache, dass dies in den meisten Fällen zwar 2021 zunahm, jedoch ausgehend von den Werten von 2020 coronabedingt sehr niedrig gewesen sein dürfte, ist der per Saldo feststellbare erwartete Investitionszuwachs im laufenden Jahr 2022 vor diesem Hintergrund zu bewerten. Die per Saldo am häufigsten von Investitionssteigerungen gekennzeichneten Investitionsziele der Unternehmen sind Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen (Saldo: 50 Prozentpunkte), Investitionen in Software (Saldo: 47 Prozentpunkte) und in Prozessinvestitionen (Saldo: 46 Prozentpunkte).

Die im zweiten Jahr in Folge steigenden Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen zeigen ein wachsendes Bewusstsein in der Branche für die hohe Relevanz von Effizienz- und Umweltthemen. Im Hinblick auf Themen wie Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie deren zunehmender Stellenwert in der Unternehmensfinanzierung ist dies ebenfalls als Adaption der Branche an die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten anzusehen.

Trotz des erwartbaren Investitionszuwachses im Jahr 2022 gibt auch in diesem Jahr nahezu jedes zweite Unternehmen, das sein Investitionsverhalten ändern will, an, Investitionen aus finanziellen Gründen zu streichen oder zu verschieben. Eine Kapazitätsausweitung planen derzeit lediglich 6 % der Unternehmen. 12 % erwägen Ersatzinvestitionen. Produktinnovationen geben 12 % der Befragten als zentralen Grund für die Änderung ihres Investitionsverhaltens im Jahr 2022 an.

Ausblick: Risiken und Chancen in der Energiekrise

Die Geschäftsrisiken werden im Jahr 2022 von Auswirkungen des Ukrainekrieges und den Verwerfungen auf den Energiemärkte dominiert. So gaben 87 % der befragten Unternehmen an, in den steigenden Energie- und Gaspreisen aktuell und in den kommenden Jahren eine Bedrohung für ihr Unternehmen zu sehen. Dass als zweitgenannte Kategorie mit den steigenden Lieferantenpreisen (76 %) eine weitere kostenbezogene Kategorie benannt wird, verdeutlicht, dass auch in den kommenden Jahren mittelfristig nicht mit einer Entspannung der Kostenlage zu den Werten vor der Coronakrise zu rechnen ist. Zudem wurden neben den Lieferengpässen seitens der Zulieferer (53 %) ebenfalls die starken Auftrags-/Auslastungsschwankungen (51 %) und der zunehmende Fachkräftemangel (51 %) als Geschäftsrisiko eingeschätzt.

Analog zu den Umfragen der Vorjahre betrachten die meisten Unternehmen (45 %) ergänzende Dienstleistungen rund um das Druckprodukt als größte Geschäftschance in den kommenden Jahren. Auch die Spezialisierung für Nischenprodukte wird mit 43 % als große Geschäftschance betrachtet. Im Hinblick auf die zahlreichen transformatorischen und digitalisierungsbedingten Herausforderungen der kommenden Jahre sehen viele Teilnehmer positive Synergieeffekte in der Stärkung von Kooperationen.

Wenn Sie an dem vollständigen Umfragebericht interessiert sind, kontaktieren Sie gerne Ihren Landesverband oder uns direkt unter: wirtschaft@bvdm-online.de